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Studie

Ab IQ 120 geht’s abwärts

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Studie: »Can super smart leaders suffer from too much of a good thing? The curvilinear effect of intelligence on perceived leadership behavior« von John Antonakis, Robert J. House und Dean Keith Simonton (März 2017)

Kurz: Die Studie zeigt, dass sehr intelligente Menschen schlechte Führungspersönlichkeiten sind.

Führungspersonen können zu schlau sein. Das fand eine neue Studie der Universität Lausanne heraus. Dafür untersuchten die Wissenschaftler 379 Chefs privater Unternehmen aus 30 Ländern und unterschiedlichen Branchen wie dem Bank- und Versicherungswesen, der Telekommunikation oder dem Kleinhandel. Die Untersuchungspersonen waren im Durchschnitt 38 Jahre alt, 26 Prozent von ihnen weiblich.

Für die Studie durchliefen die Probanden einen Persönlichkeits- (NEO-Personality Inventory) und einen Intelligenztest (»Wonderlic Personnel Test«). Ihr Intelligenzquotient betrug durchschnittlich 111. Zum Vergleich: Der mittlere IQ der Gesamtbevölkerung liegt bei etwa 100.

Der weibliche Führungsstil wurde häufiger als positiv bewertet als der männliche


Die Forscher fragten Mitarbeiter der Probanden nach einer Bewertung ihrer Führungsqualitäten. Sie nutzen hierbei den »Multifactor Leadership Questionnaire«, einen Fragebogen, der dabei hilft, verschiedene Führungsstile zu definieren, und erhielten 2.905 Bewertungen. Das sind 7,6 je Führungsperson.

Das Ergebnis der Studie: Der weibliche Führungsstil wurde häufiger als »aktiv-konstruktiv« – was als positiv im Gegensatz zu »passiv-korrektiv« gilt – bewertet als der männliche. Frauen unterliegen, bedingt durch den weiterhin männlichen Prototyp einer Führungsperson, möglicherweise auch einem strengeren Auswahlverfahren, was die höhere Qualität ihres Führungsstils begründen könne, so die Forscher. Zwischen dem Alter, als Indikator für Erfahrung, und einem effektiven Führungsstil zeigte sich ebenfalls ein Zusammenhang, aber kein sehr deutlicher.

Sobald der Intelligenzquotient einen Wert von 120 erreichte, sank die empfundene Führungsqualität

Vor allem aber fanden die Forscher heraus, dass zwischen der Intelligenz und einem als gut bewerteten Führungsstil ein Zusammenhang besteht. Sobald der Intelligenzquotient aber einen Wert von 120 erreichte, sank die empfundene Führungsqualität. Es handelt sich also um einen nichtlinearen Effekt der Intelligenz auf den Führungsstil in Form einer umgekehrten U-Linie. Je höher der Intelligenzquotient, desto signifikanter zeigte sich dieser Zusammenhang.

Um das zu begründen, führen die Forscher an, dass »zu« intelligente Führungspersonen möglicherweise zu »verkopft« an Problemlösungen herangehen, die die Mitarbeiter deshalb nicht verstehen. Solche Chefs scheiterten daran, komplexe Aufgaben oder Fragestellungen zu vermitteln. Zudem könne eine Rolle spielen, dass sie sich nicht genügend in die Gruppe einfügen und von den anderen als distanziert empfunden werden.

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