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Studie

Tagträumer sind schlauer

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Studie: »Functional connectivity within and between intrinsic brain networks correlates with trait mind wandering« von Christine A. Godwin, Michael A. Hunter, Matthew A. Bezdek, Gregory Lieberman, Seth Elkin-Frankston, Victoria L. Romero, Katie Witkiewitz, Vincent P. Clark und Eric H. Schumacher (August 2017)

Kurz: Abschweifende Gedanken sind nicht immer ein Zeichen von schlechter Konzentration. Im Gegenteil, Tagträume sind ein Indiz dafür, schlau und kreativ zu sein.

Menschen mit leistungsfähigen Gehirnen haben oft zu viel Gehirnkapazität, um ihre Gedanken aktiv daran hindern zu können, umherzuwandern. Zu dem Ergebnis kommt Eric Schumacher, Professor für Psychologie und Co-Autor der Studie des Georgia Institute of Technology.

Für die Studie wurden die Gehirnmuster von über 100 Personen gemessen, während sie in einem MRT-Gerät lagen. Die Probanden wurden angewiesen, einen Fixpunkt fünf Minuten lang zu fokussieren. Das Team um Schumacher nutzte die Daten, um herauszufinden, welche Teile des Gehirns dabei gleichzeitig arbeiteten.

Menschen tendieren dazu, Tagträume als etwas Schlechtes einzustufen. Unsere Ergebnisse beweisen, dass dies nicht immer stimmt

Die aktiven Hirnregionen gaben den Forschern Erkenntnisse darüber, welche Bereiche des Gehirns in einem wachen, ruhenden Zustand zusammenarbeiten. Daraus ließ sich ableiten, dass die Hirnregionen jeweils mit unterschiedlichen kognitiven Fähigkeiten beschäftigt waren, obwohl die alleinige Aufgabe der Teilnehmer darin bestand, einen einzigen Fixpunkt zu fokussieren.

Anschließend wurden die Ergebnisse des MRT-Tests mit Ergebnissen verglichen, die die intellektuellen und kreativen Fähigkeiten der Teilnehmer maßen. Die Probanden füllten außerdem einen Fragebogen aus, der Auskunft darüber geben sollte, wie oft ihre Gedanken im täglichen Leben abschweifen. Das Ergebnis: Probanden, die häufiger von Tagträumen berichteten, hatten höhere intellektuelle und kreative Fähigkeiten und effizientere Gehirnsysteme.

»Menschen tendieren dazu, Tagträume als etwas Schlechtes einzustufen. Man probiert, sich auf eine Sache zu konzentrieren und es klappt einfach nicht. Unsere Ergebnisse beweisen, dass dies nicht immer stimmt«, so Schumacher. Im Gegenteil, eine höhere Effizienz der Gehirntätigkeit bedeute mehr Denkleistung. Das Gehirn sei dann bei einfachen Aufgaben noch in der Lage, anderen Gedanken nachzugehen.

»Unsere Ergebnisse erinnern mich an einen geistesabwesenden Professor - jemand brilliantes, der aber in seiner eigenen Welt lebt. Oder an Schulkinder, die im Unterricht unterfordert sind. Während ihre Freunde fünf Minuten brauchen, um etwas Neues zu lernen, benötigen sie nur eine Minute, schalten dann ab und fangen an zu träumen.«

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